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Es gibt Menschen, die scheinbar nichts aus der Bahn wirft. Sie verzweifeln in schwierigen Lebenssituationen nicht, sondern scheinen sogar noch daran zu wachsen. Was unterscheidet diese Menschen von denjenigen, die mit ihrem Schicksal hadern oder in einigen Fällen sogar daran zerbrechen? Der Schlüssel ist die Resilienz, innere Widerstandskraft oder seelische Elastizität. Und diese ist trainierbar.
Der Begriff der Resilienz kommt ursprünglich aus der Werkstoffphysik. Materialien, die nach Momenten der extremen Spannung wieder in ihren Ursprungszustand zurückkehren, werden dort als resilient bezeichnet. Ein anderes Beispiel ist das Stehaufmännchen. Mit wie viel Kraft es auch umgestoßen wird, es steht immer wieder auf. Genauso verhält es sich mit der Widerstandskraft unserer Seele. Menschen, die über eine hohe innere Widerstandskraft verfügen, besitzen die Fähigkeit, sich von schweren Schicksalsschlägen nicht völlig aus der Bahn werfen zu lassen und können diese Erlebnisse oft sogar noch ins Positive umkehren und an solchen Situationen wachsen.
Die Resilienz hängt von vielen Faktoren ab
Vor allem Eltern und ältere Geschwister haben hohen Einfluss auf die Entwicklung der Resilienz in der Kindheit. Besteht eine hohe emotionale Bindung innerhalb der Familie und bekommen Kinder gespiegelt, dass sie etwas wert sind, sind sie im Erwachsenenalter in der Regel resilienter. Ein gesundes Selbstwertgefühl ist also ein wesentlicher Faktor.Aber auch im späteren Leben bauen positive Erfahrungen mit Freunden und anderen Menschen die seelische Widerstandsfähigkeit aus.
Resilienz ist erlernbar
Für Menschen, die über weniger innere Widerstandskraft verfügen, heißt es nicht automatisch, sich in ihr Schicksal ergeben zu müssen. Die Resilienzforschung macht durchaus Hoffnung.
Durch gezieltes Training kann jeder seine eigene Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen zu meistern und konstruktiv zu verarbeiten, ausbauen und damit sein seelisches Immunsystem stärken. Grübeln und eine Ergebenheitshaltung sind kontraproduktiv. Vielmehr ist es wichtig, sich bewusst zu werden, dass man selbst für sein Leben verantwortlich ist und aktiv ins Geschehen eingreifen kann. Die amerikanische Psychologenvereinigung fasst in der „raod to resilience“ ganz einfach zusammen: „Sorge für Dich selbst, glaube an Deine Kompetenzen, baue soziale Kontakte auf, entwickle realistische Ziele, verlasse die Opferrolle, nimm eine Langzeitperspektive ein und betrachte Krisen nicht als unüberwindbares Problem.“
Es gibt auch Grenzen
Der Aufbau sozialer Kontakte oder die Sorge für sich selbst, kann über Verhaltentrainings und Coachings verinnerlicht werden. Viele Aspekte der Resilienz liegen jedoch nicht im Verhalten, sondern auf der emotionalen Ebene. Hier können Regeln und Leitsätze bisweilen nicht ohne Weiteres komplett umgesetzt werden. Oft spielen hierbei die Erziehung und persönliche Erfahrungen im bisherigen Leben eine Rolle. Nicht alles ist beherrschbar und bei einigen Personen wäre es anmaßend, ein komplett resilientes Verhalten zu erwarten.
„Dennoch ist es möglich, sich gegen negative Ereignisse und Schicksalsschläge innerlich zu wappnen.“ meint Norbert Hüge, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Bundesverbandes für Burnout-Prophylaxe und Prävention e.V. (DBVB) „Mit ein wenig Übung im Umgang mit den eigenen Emotionen, fallen uns viele Lebenssituationen erheblich leichter, als wenn wir damit völlig überraschend konfrontiert werden.“